Mit Spannung und Vorfreude erwarten wir die letzten beiden Beiträge in unser Interviewreihe „Berufspraxis im Studium: Studenten stellen sich vor!“. Heute erzählt Michaela Wörle den Lesern des Architekturschaufensterblogs von ihrem Praktikum bei der Werkgemeinschaft Karlsruhe – Freie Architekten BDA. Die Studentin machte nach ihrem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung zur Tischlerin/Schreinerin. Heute studiert Michaela seit fast vier Jahren Architektur an der Hochschule Karlsruhe.
Hallo Michaela! Wir sind schon sehr gespannt, was Sie uns heute über dein Praktikum bei der Werkgemeinschaft Karlsruhe – Freie Architekten BDA zu erzählen haben. Zunächst erst einmal einen Schritt zurück. Sie haben nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Tischlerin/Schreinerin gemacht. Wie ging es danach für Sie weiter?
MW: Hallo! Genau, nach meinem Realschulabschluss machte ich zunächst eine Ausbildung zur Schreinerin. Das kreative und planerische Arbeiten gefiel mir schon immer sehr. Daher fasste ich den Entschluss, noch nicht am Ende meiner „Ausbildung“ zu sein. Also holte ich über ein 1-jähriges Berufskolleg meine Fachhochschulreife nach, um mich für ein Architekturstudium bewerben zu können. Jetzt befinde ich mich im zweiten Mastersemester und habe diese Entscheidung nie bereut.
So sollte es sein! Was gefällt Ihnen denn besonders an dem Beruf des Architekten?

Verlagshaus Röser, Karlsruhe (c) Werkgemeinschaft Karlsruhe
Was sind die aktuellen Projekte des Büros?
MW: Zurzeit arbeitet das Büro am Bahnstadt Projekt in Bruchsal in Kooperation mit dem Büro Pia Architekten GmbH, am Straßenbahnbetriebshof Luxemburg, und ganz neu ist das Projekt 2 Mehrfamilienwohnhäuser in Bruchsal. Erst kürzlich fertiggestellt wurde der Seniorenwohnpark in Bruchsal-Büchenau. Eine kleinere Auswahl an ältere Projekte wäre z.B. die Wohnanlage Sophienpark in Karlsruhe, der Hortanbau der Grundschule Würmersheim, das Verlagshaus Röser in Karlsruhe, der Straßenbahnbetriebshof in Karlsruhe wie auch in Brebach und die Mutter-Kind-Klinik in Durbach.

Umbau Wohnhaus-Karlsruhe-Nordweststadt (c) Werkgemeinschaft Karlsruhe
Was es für Sie schwierig an den Praktikumsplatz zu kommen? Wie sind Sie vorgegangen?
Gab es ein besonderes Projekt, an dem Sie beteiligt waren? Welche praktischen Erfahrungen haben Sie gesammelt?
MW: Ich hatte viel mit dem Projekt der Wohnbebauung Bahnstadt Bruchsal zu tun. Dies in LPH 1-3, ich durfte einen Teil der verschiedenen Wohnungstypen entwerfen und Alternativen entwickeln. Dazu kam noch der Entwurf einer geplanten Tiefgarage unter dem Komplex und das dazu gehörige Untergeschoss. Auch beim kürzlich fertiggestellten Seniorenwohnpark in Bruchsal-Büchenau konnte ich meinen Teil beitragen. Hier ging es um die LPH 5. Ich entwickelte Details im Bereich des Metallbaus und stellte die dazugehörigen Ausschreibungen zusammen. Da dabei gewesen zu sein ist natürlich besonders schön, denn das Gebäude ist jetzt fertiggestellt, und man weiß genau, was von wem kommt und wie viel Arbeit auch in einem kleinen Detail steckt.
Welche Erfahrungen sind anders im Vergleich zum Studium?
MW: Im Vergleich zum Studium ist sehr auffällig, an wie viel mehr Regeln man sich halten und welche anderen Umstände man beachten muss. Während man im Studium bei den Entwürfen sehr viel Freiheit hat, schlägt man in der Realität gefühlt für jeden Strich eine Norm oder ähnliches nach. Das Praktikum ist eine sehr gute und entscheidungswichtige Ergänzung zum Studium und wie man damit am Ende weitermachen möchte. Während ich am Ende des Praktikums nochmal die Bestätigung hatte, dass dies der richtige Weg für mich ist, gab es einige, denen es gezeigt hat, dass es vielleicht doch nicht das Richtige für sie ist. Aber auch das ist wichtig, da man so die Möglichkeit hat, sich andere Bereiche nochmal genauer anzuschauen. Nur weil man Architektur studiert, heißt das ja nicht, dass man am Ende auch Architekt werden muss.
Wie sieht es mit Ihren Plänen für die berufliche Zukunft aus?
MW: Mein jetziges Ziel ist es, den Master erstmal erfolgreich abzuschließen und mich irgendwann offiziell Architektin nennen zu dürfen. Warum in Karlsruhe? Ich genieße die offene Atmosphäre im Studiengang und die Möglichkeit, so viele verschiedene Erfahrungen sammeln zu können. Außerdem ermöglicht mir das breite Spektrum an Wahlmöglichkeiten, mich selbst in den Aufgaben zu finden und mich weiter zu entwickeln.
Was empfehlen Sie Ihren Komilitoninnen zum Thema Praxissemester? Worauf sollte sie besonderes achten?
MW: Mein erster Tipp: Informiert euch schon früh genug über verschiedene Büros und was sie machen. Achtet nicht zu sehr darauf, ob es nun namhaft ist oder nicht, sondern ob ihr euch selber in den Projekten wiederfindet. Lasst euch nichts aufdrängen und haltet die Möglichkeit offen, ganz zum Schluss zu entscheiden. Ihr wisst nie, ob am Ende doch noch was Besseres kommt. Verkauft euch nicht unter Wert, denn ihr könnt schon mehr, als ihr denkt! Drängt darauf, viele verschiedenen Einblicke in alle Bereiche des Berufs zu erhalten. Denn das ist das Ziel dieses Praktikums: Möglichst viel zu lernen und zu entdecken! Und nicht am Ende für ein zwar weltbekanntes Büro in einer großartigen Stadt monatelang nur Akten sortiert zu haben. Natürlich ist es super, wenn man im Ausland war und in einem Star-Architekturbüro gearbeitet hat. Das sollte man durchaus versuchen! Aber auch dort sollte man den Mut haben, sich durchzusetzen und etwas für die Ausbildung zu fordern. Genau dafür verpflichtet sich dieses Büro, wenn es euch als Praktikant/in aufnimmt. Was hat man den schon zu verlieren, außer der Möglichkeit, ein ganzes Semester die unterschiedlichsten Erfahrungen zu sammeln, die für das weitere Leben ausschlaggebend sind?
Liebe Michaela, wir sind am Ende des Interviews angekommen. Herzlichen Dank für diesen interessanten Einblick. Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Wir freuen uns auf das letzte Interview mit Julia Browtschenko am kommenden Donnerstag!